Spezialisten für sensible Ware
Papier wird zwar oft als geduldig bezeichnet, aber das gilt nur, für das was drauf festgehalten wird. Denn als Material an sich ist es extrem empfindlich. Ein kleiner Riss oder Schnitt und eine tonnenschwere Rolle ist nicht mehr zu verarbeiten. Kaum ein anderes Gut braucht so viel kompetente Fürsorge - deshalb lässt Fr. Meyer's Sohn nur ausgesuchte Experten an die empfindliche Ware.
Das traditionsreiche Unternehmen in Familienbesitz mit Stammsitz in Hamburg bezeichnet sich stolz als weltweit größte Fachspedition für Forstprodukte. "Wir verfügen über exzellente Branchenkenntnisse", erklärt Geschäftsführer Marc Meier im Gespräch mit der apr. Und wirbt damit, dass die hohen Transportvolumen in diesem Bereich zudem attraktive Logistiklösungen für Kunden erlauben.
Das Know-how der 675 Mitarbeiter an 35 Standorten sei das Kapital der Firma, so Meier. Im in der Nähe von Elbbrücken und Freihafen gelegenen Hauptsitz sind die globale Geschäftsleitung ansässig und rund 200 Mitarbeiter, der nächstgrößte Standort befindet sich in Reading, im US-Bundesstaat Pennsylvania. Zentraleuropa ist mit 40% des Umsatzes der wichtigste Markt, gefolgt von EMEA (Europe, Middle East, Africa), Nord- und Südamerika mit 20% sowie Asien mit 10%.
Maßgeschneiderte Logistikdienstleistungen von Fr. Meyer's Sohn für die Verschiffung von Papier, Holz und Zellstoff umfassen: Breakbulk (Teil- oder Komplettcharter), LCL (Less than full Container Load, dabei werden Waren mehrerer Absender in einem Container transportiert) oder Full Container Load (FCL) im Im- und Export, als Landverkehr (Lkw und Bahn), Binnschifftransport (über die Beteiligung an Interrijn hat FMS rund 50 Binnenschiffe unter Vertrag) oder Luftfracht. Das Unternehmen übernimmt dabei Vor- und Nachläufe, Ladungskontrolle, Transportbegleitung, Stauberatung, Beratung zur optimalen Ladungssicherung, Ein- und Ausfuhrabfertigung, Zollabfertigung, Transportversicherung, Umschlag oder Ladung, bzw. Lagerbestandsverwaltung.
Der Transport von Forstprodukten macht heute 70% der Geschäftstätigkeit aus, davon entfallen 75% auf das gesamte Papierspektrum (darunter Altpapier mit 10%), 15% auf Zellstoff und 10% auf Holz und Holzprodukte wie Laminat, Schnittholz, Pellets oder Frischholz. Insgesamt schlägt das Unternehmen ein Volumen von 14 Millionen Tonnen Forstprodukte im Jahr um - der nächstkleinere Wettbewerber kommt gerade mal auf die Hälfte. "Wir liegen mit Abstand vorn, sind weltweit vertreten und bieten das breiteste Produktportfolio", betont Meier.
Die jahrzehntelange Expertise in der Papierlogistik hat Fr. Meyer's Sohn übrigens auch zum gut gebuchten Spezialisten in der Recyclingindustrie gemacht. Meier: "Wir versorgen Wiederaufbereitungsanlagen im In- und Ausland mit Altpapier, Pappe, Kartonagen." Dabei fing auch Fr. Meyer's Sohn einmal klein an: Am 15. September 1897 gründet Friedrich Hugo Ernst Meyer das Speditionsunternehmen Fr. Meyer's Sohn. Die kleine Spedition findet ihren ersten Firmensitz in einem 35 Quadratmeter großen Kontorraum in der Brandstwiete, einer kleinen Gasse in der Altstadt. 14 Jahre später beschäftigt das Unternehmen bereits elf Mitarbeiter und wickelt die ersten Transporte für die Papierindustrie erfolgreich ab. 1919 nimmt eine spezialisierte Papierabteilung ihre Arbeit auf, in Lübeck wird eine Filiale eröffnet, das Unternehmen expandiert.
Ende der 30er-Jahre beschäftigt Fr. Meyer's Sohn rund 100 Mitarbeiter und hat bereits 55 Lastzüge unter Vertrag. Mit den Fahrzeugen werden hauptsächlich Importgüter aus dem Hamburger Hafen nach Sachsen transportiert. Auf dem Rückweg sind die Wagen mit Papier beladen. Damit wird dem stetig zunehmenden Papierexport aus sächsischen und thüringischen Papierfabriken Rechnung getragen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fängt das Unternehmen wieder ganz von vorne an und baut nach und nach neue Niederlassungen in Westdeutschland auf. Im Zellstoffgeschäft muss allerdings völlig umdisponiert werden, da die Kontakte zu den ostdeutschen Papierfabriken abgebrochen sind. Deshalb konzentriert man sich nun auf die österreichische Papierindustrie. Ein wegweisender Schritt, der bald zu bedeutenden Transporten nach England und Übersee führt.
Als der standardisierte Container in den 1970er-Jahren Einzug in die Transportbranche hält, erkennt FMS früh dessen Vorteile. Die Aktivitäten im Papiergeschäft werden nun insbesondere in Skandinavien konsequent ausgebaut. Nach dem Fall der Mauer engagiert sich das Unternehmen nicht nur erneut im Osten, sondern knüpft auch erste Kontakte zu Papierkombinaten in Russland und anderen osteuropäischen Staaten. Der Sprung in die ganz weite Welt folgt mit der Eröffnung eines Büros in Antwerpen, der Beteiligung an Unternehmen in zahlreichen Ländern und der Einrichtung von Repräsentanzen in China.
"Wir haben uns in den vergangenen 30 Jahren vom Seefrachtspediteur zum internationalen Logistikanbieter entwickelt", erklärt Meier. "Unsere besondere Stärke liegt dabei in der Analyse von kundenspezifischen Lieferketten, Identifizierung von Optimierungspotenzialen und Implementierung der speziellen Logistiklösungen."
Marcus Pyroth, der als CEO für die Region Zentraleuropa zuständig ist, unterstreicht dabei die Bedeutung der Vermeidung von Schäden während des Papiertransports. "Diese können sehr schnell entstehen und habe große Auswirkungen." Deshalb gibt es bei Fr. Meyer's Sohn eine Fachabteilung Schadensvermeidung und Ladungssicherung. Sollte bei einem Kunden ein erhöhtes Schadensaufkommen auftreten, prüfen Mitarbeiter die Ladungssicherung und nehmen Auffälligkeiten unter die Lupe. "Es kommt auch vor, dass wir Stoßprüfer einsetzen und auswerten", sagt Pyroth. Feuchtigkeitsmessungen und der Einsatz von Trocknungsmitteln gehören ebenfalls zum Repertoire.
Auch dass Umwelt und Ressourcen geschont werden müssen, ist laut Marc Meier selbstverständlich: So werden Transporte, wann immer möglich, von der Straße auf die Binnenschifffahrt oder die Schiene verlegt. Dabei ist auch die firmeneigene Lkw-Flotte hochmodern - und so umweltschonend, wie es der aktuelle Stand der Technik zulässt. Zudem werden die Fahrer regelmäßig im Bereich der Landungssicherung geschult.
Ein anderes wichtiges Thema, das zunehmen an Bedeutung gewinnt, ist der Bereich IT und EDV. "Heutzutage reicht es für einen erfolgreichen Logistikdienstleister nicht mehr aus, den Fokus nur auf die eigene Leistungserbringung zu richten. Vielmehr muss der Logistikprozess aus Sicht des Kunden komplett erfasst und ein globales Optimum gefunden werden", sagt Olaf Rathgeb, CTO und Mitglied der Geschäftsleitung. Die Kundenwahrnehmung der Leistungen eines Logistikers hängt stark von der Performance des Gesamtprozesses ab, sei es nun in der Beschaffungs- oder Distributionslogistik, weiß Rathgeb. Die Kunden erwarteten von ihm, dass er sein Spezialwissen in den Logistikprozessen nutzenstiftend einbringt und insbesondere eine Antwort auf die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft habe. Das Unternehmen ist sich dieser Verantwortung bewusst und hat deshalb erheblich in digitale Produkte und Lösungen investiert. "Wir sind hier mit Technologien und Methoden der digitalen Wirtschaft dabei, Lösungen für unsere Kunden zu implementieren, die vom Innovationsgrad her führend sind. So verschaffen wir unseren Kunden einen Wettbewerbsvorteil - in Form von Kostenvorteilen bei den Gesamtkosten ihrer Supply Chain und auch bei der Bereitstellung von innovativen Lösungen für ihre eigenen Kunden", so Rathgeb. "Gerade die Kombination der umfassenden Erfahrung im Logistikgeschäft, insbesondere in der Papierindustrie, und ein hohes Maß an Innovationsfähigkeit sind maßgeblich für unseren heutigen und zukünftigen Erfolg".